Montag, 11. November 2013

Der Geist von St. Martin

Heute ist Sankt Martin. Natürlich ist das als Mutter eines Kindergartenkindes ein Pflichttermin. Immerhin haben die Kinder etwas einstudiert und das Kindergartenkind hampelte, als einziges von 10, die gesamte Zeit nur rum. Zwar rührte sie sich nicht vom Fleck, stand aber auch nicht wirklich ruhig. Sie winkte uns, machte halbe Drehungen, sang nicht immer dann wenn sie es sollte. Einmal war sie plötzlich ganz verschwunden, als hätte sich eine Falltür unter ihr geöffnet. Da hat sie dann wohl so auf der Stufe auf der sie stand rumgehampelt, das sie abgerutscht und auf den Hosenboden geplumpst ist.
Nach dem Gottesdienst, der dieses Jahr durch die vielen kleinen Kinder extrem unruhig war, wurde auf dem Kirchenvorplatz von zwei jungen Frauen ein Sankt Martins Spiel vorgeführt.
Danach ging es zu Fuß zum Kindergarten. Ganz vorne das Pferd mit Reiter, danach die Fackelkinder, darunter auch das kleine Schulkind, die Musiker und dann alle anderen Besucher.
Am Kindergarten angekommen geht der Run auf die Martinsgänse los. Die Kindergartenkinder haben sie heute morgen mit der Hilfe einiger Mütter selbst gebacken. Heute Abend bekommt jedes Kind eine Gans kostenlos, die restlichen werden verkauft.
Meine Kinder melden Hunger und Durst an, und ich merke überrascht und erschrocken das ich mein Geld zu Hause hab liegen lassen. Zusammen mit dem Haustürschlüssel.
Nun stehen also meine Kinder vor mir und jammern sie hätten Hunger und Durst, wollten gerne eine Wurst, eine Brezel und was zu trinken und ich versuche ihnen zu sagen das ich leider das Geld vergessen habe. Da kommt ein mir unbekannter Mann. Er hat das Gespräch zwischen mir und den Kinder mitbekommen und sagt zu meinen beiden Töchter, das kleine Schulkind hatte Wertbons für das Fackeltragen bekommen und war glücklich, das er ihnen gerne eine Wurst und eine Brezel kauft. Ich lehne ab, mir ist das wirklich unangenehm. Aber er lässt es sich nicht nehmen. Er hätte auch schon einmal sein Geld vergessen, das könne ja mal passieren und er würde den Kindern wirklich gerne helfen. Also stellt er sich mit meinen Töchtern an. Da er immer wieder mit ganz vielen Leuten spricht, bin ich mir sicher das er im Dorf kein Unbekannter ist und habe auch keine Angst vor unlauteren Absichten.
Kurze Zeit später bietet mir die Mutter von der besten Freundin des großen Schulkindes an mir Geld zu leihen. Ich bin wirklich umgeben von Herzensmenschen. Ich lehne ihr großzügiges Angebot ab, auch als sie mir ihren Geldbeutel in die Hand drückt, weiß ich doch aus Erfahrung das ich bald genügend Reste zu Essen haben werde.
Das kleine Schulkind hat in der Zwischenzeit der Kindergartenleiterin zwei Martinsgänse für sich und das große Schulkind aus den Rippen geleiert. Als sie wieder zu uns kommt und ihrer Schwester die Gans geben möchte, sieht sie das diese bereits mit Wurst und heißem O-Saft (von dem sie sich die Hälfte auf die Hand geschüttet hat, sehr unschöne Episode, da der Saft wirklich sehr, sehr heiß war) und schaut mich fragend an. Ich sage ihr das der Herr, mit dem ich mich noch unterhalte und mich immerwährend bedanke, ihren Schwestern aus der 'Not' geholfen hat. 'Das ist aber lieb vom Herrn Eldracher!' entfährt es ihr. Und nun weiß ich auch wer dieser nette Herr ist, der Religionslehrer der örtlichen Grundschule. Ein überzeugter Christ und wahrer Sankt Martin. Dankeschön!


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